Der Ausdruck Klima bezeichnet in seinem allgemeinsten Sinne alle Veränderungen in der Atmosphäre, die unsre Organe merklich afficiren: die Temperatur, die Feuchtigkeit, die Verändrungen des barometrischen Druckes, den ruhigen Luftzustand oder die Wirkungen ungleichnamiger Winde, die Größe der electrischen Spannung, die Reinheit der Atmosphäre oder die Vermengung mit mehr oder minder schädlichen gasförmigen Exhalationen, endlich den Grad habitueller Durchsichtigkeit und Heiterkeit des Himmels: welcher nicht bloß wichtig ist für die vermehrte Wärmestrahlung des Bodens, die organische Entwicklung der Gewächse und die Reifung der Früchte, sondern auch für die Gefühle und ganze Seelenstimmung des Menschen.
Alexander von Humboldt, Kosmos, Band 1, 1845
Als „Insel des ewigen Frühlings“ ist La Palma bekannt. Das Klima ist dank der Lage im Atlantik das ganze Jahr über ausgeglichen. Die extremen Temperaturen, wie sie für die nahe gelegene Sahara typisch sind, werden gemildert durch den Kanarenstrom und den Passatwind. Im Winter sinken die Temperaturen in den Küstengebieten von La Palma tagsüber selten unter 18 °C, im Sommer ist es mit durchschnittlichen Temperaturen zwischen 21 °C und 24 °C immer angenehm.
Der Kanarenstrom ist ein Seitenarm des Golfstromes. Bekanntlich bringt letzterer warmes Wasser aus der Karibik nach Nordeuropa und sorgt so für milde Winter. Ein Teil dieser Strömung biegt vor der spanischen Halbinsel nach Süden ab und versorgt die kanarischen Inseln ganzjährig mit wohltemperiertem Wasser zwischen 19 °C und 23 °C. Die Oberflächentemperaturen des Atlantischen Ozeans im März und September finden Sie auf dieser Karte, zum Vergleich mit anderen Regionen.
Bei Südostwetterlage wird der Einfluss Afrikas spürbar, mit heißer und trockener Luft. Dies geschieht mehrmals im Jahr für ein paar Tage, und dann kann die Temperatur im Sommer auch über 35 °C erreichen. In den Wintermonaten sorgt diese Wetterlage für ein paar schöne Sommertage. Im Verlauf dieser Wetterentwicklung stellt sich die typische Situation der Rossbreiten ein: Hochdruck und Windstille. Dann macht sich die Insellage mit 28,5 ° nördlicher Breite bemerkbar. Die Rossbreiten liegen zwischen den Westwindzonen und den Passatgebieten in 25 ° bis 35 ° nördlicher und südlicher Breite inmitten von subtropischen Hochdruckgebieten. Da es sich bei den Rossbreiten um überwiegend windlose Gebiete handelt, saßen die Segelschiffe oft wochenlang antriebslos fest. Die auf den Schiffen mitgeführten Rösser wurden wegen ihres großen Wasserbedarfs bei Trinkwassermangel geopfert, daher gaben die Seeleute der Gegend diesen Namen.
Die hohen Berge La Palmas sind Wetterscheide und teilen die Insel in den klimatisch unterschiedlichen Osten und Westen. Der vorherrschende Passatwind lässt die Westseite im Windschatten, mit mehr Sonne und weniger Niederschlag als im Osten. Ab und an ist es auch umgekehrt, aber das ist eher selten der Fall.
Die Höhenlage hat natürlich Einfluss auf die Temperatur, jedoch in Abhängigkeit von so vielen Faktoren, dass man hier auf der Insel keine pauschalen Aussagen machen kann wie anderswo. In mittleren Lagen um 700 m ist es zumeist nicht mehr als etwa 3 °C kälter als auf Meereshöhe, selbst auf dem Roque de los Muchachos auf 2.426 m friert es im Winter nur in wenigen Nächten, nicht in jedem Winter fällt dort Schnee.
Der Passatwind bläst den überwiegenden Teil des Jahres aus nordöstlicher Richtung und drückt feucht-warme Seeluft gegen die Berge. Weil die Insel ein Hindernis für den Wind ist und zugleich die in etwa 1000 m Höhe liegende Passatinversion die Luftströmung am Ausweichen nach oben hindert, frischt er beim umströmen der Insel von 12 bis 28 km/h (3-4 Beaufort) auf 50 bis 74 km/h (7-8 Beaufort) auf. In Lee bildet sich in diesen Fällen ein regelrechter Totluftraum, dessen Grenze durch hohen Seegang und weiße Schaumköpfe erkennbar ist. Durch die Veränderung von Luftdruck und Temperatur kommt es zu Wolkenbildung. Diese Wolkenschicht zwischen 800 und 1.500 m bringt in den trockenen Sommermonaten die einzigen Niederschläge in Form von Tau auf der dem Wind ausgesetzten Inselseite. Daher hat die Westseite von La Palma ein arides (trockenes) Klima; z.B. verläuft die Baumgrenze im Nordosten ca. 200 m oberhalb derjenigen im Nordwesten, in Puntagorda bei 2.000 m.
Wie man sieht, ist eigentlich das ganze Jahr über Reisezeit für La Palma. Die paar Regentage im Winter sind schnell wettgemacht durch die folgenden Sonnentage. Und wenn es regnet, dann kaum mal auf der ganzen Insel. Man kann also ausweichen. Vor allem dem Wetter in Deutschland.
Das Universum ist voll der wunderbarsten Dinge,
die geduldig darauf warten,
dass unsere Sinne schärfer werden.
E. Phillpotts