Puntagorda, Geschichte und Entwicklung

Zur Zeit der Unterwerfung der Insel durch die Spanier (1492) gab es bei der Palmerischen Urbevölkerung, den Benahoariten, 12 Kantone auf La Palma. Das heutige Puntagorda und die Gemeinde Tijarafe umfassen ziemlich genau die Kantonsgrenzen des Stammes der Tixarafe. Die Ureinwohner siedelten überwiegend in den Barrancos nahe der Küste und weideten ihre Schweine und Ziegen im Lauf des Jahres auf allen Höhenlagen. Durch die Nutzung der gesamten Insel entstand ein durchdachtes und heute noch weitgehend existierendes Wegenetz. Das heutige Netz der Wanderwege ist Teil dieser alten Infrastruktur.

Auf einer der ältesten erhaltenen Karten dieses Inselteils ist der Ort Puntagorda nahe der Steilküste eingezeichnet. Zu dieser Zeit reichte der Wald bis an die Abbruchkante. Im Lauf der folgenden Jahrhunderte wurde immer mehr Wald gerodet, und der Boden verkarstete. Die Quellen in dieser Zone sind heute durchweg versiegt. Der Siedlungsbereich wanderte dabei immer weiter bergan, nur so war die Nutzung des Bodens möglich. Möglichkeiten der Bewässerung waren nicht vorhanden, und so blieb der Raubbau durch Holzwirtschaft lange Zeit eine der wenigen Erwerbsmöglichkeiten. Die alte Dorfkirche San Mauro Abad, 1571 als eine der ersten Kirchen auf der Insel erbaut, steht heute verlassen weit unterhalb des Ortes. Das Wort Abad im Namen der Kirche deutet auf die ehemalige Existenz einer Abtei hin. Weiter unterhalb dieser Kirche in Richtung Küste heißt ein Flecken heute noch „El Pueblo“, das Dorf.

Die gefällten Bäume wurden zu Heiz- und Bauzwecken sowie zur Herstellung von Pech und Holzkohle für den Export benutzt. Pech wurde damals in großen Mengen für jegliche Art von Abdichtungen benötigt, vor allem zum kalfatern (d.h. abdichten) der Holzschiffe. Die Holzkohle von La Palma war wegen ihrer hohen Reinheit weltweit begehrt, vor allem von Apothekern und Chemikern. Wie uralt und riesig die Bäume gewesen sein müssen, kann man an den Resten der herausgeschnittenen Deckenbalken des Pfarrhauses (erbaut 1574, 1779 als lokale Verwaltung der Inquisition verwendet, ebenso als Gefängnis) gegenüber der alten Kirche San Mauro Abad sehen. Diese Balken wurden nicht gestohlen, sondern in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts vom Besitzer des Gebäudes verkauft, um das Studium seines Sohnes finanzieren zu können. Soviel zum Preis von Tea- Holz.

Für den Bau und die Ausbesserung von Segelschiffen ist in dieser Zeit ebenfalls eine Unmenge von Bäumen gefällt worden. Dennoch bedecken die Wälder heute große Teile der Insel; das Biosphärenreservat La Palma lebt.

Heute, wo der Transport des Wassers in ausreichender Menge möglich geworden ist, werden die fruchtbaren Felder aus der damaligen Zeit wieder mehr und mehr genutzt. So verändert sich die Landschaft von Jahr zu Jahr. Der Einsatz von Baggern und Planierraupen zerstört leider mancherorts das gewohnte Bild.

 Die Mandelbäume blühen.
Die Mandelbäume blühen.
 Basaltwand am Puerto Gutierrez.
Basaltwand am Puerto Gutierrez.
 An der Baumgrenze auf 2000m, Puntagorda.
An der Baumgrenze auf 2000m, Puntagorda.
 Beim Roque Chico oberhalb der Baumgrenze.
Beim Roque Chico oberhalb der Baumgrenze.
 Traditioneller Bauernhof.
Traditioneller Bauernhof.

Jede Landschaft hat ihre eigene besondere Seele,
wie ein Mensch, dem gegenüber du lebst.

Christian Morgenstern

 
Karte
Historische Karte von Puntagorda.
San Mauro
San Mauro Abad.
Ruine
Pfarrhaus San Mauro Abad.