Die Inselgruppe westlich der Sahara, also vor Nordwest-Afrika im Atlantischen Ozean, ist vulkanischen Ursprungs und stellt quasi die Verlängerung des Atlasgebirges dar. Die festlandnahen östlichen Inseln sind geologisch die ältesten mit ca. 12 Mio. Jahren, El Hierro im Westen ist mit ca. einer Million Jahren die Jüngste. Sieben große und sechs kleine Inseln verteilen sich zwischen 27,5 und 29 Grad nördlicher Breite sowie 13 und 28 Grad westlicher Länge, also auf gleicher Höhe mit dem Himalaya und Florida. Hier eine Karte zur Übersicht.
Die Inseln Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura sowie vier islotes, 'Inselchen' (Graciosa, Montaña Clara, Alegranza und Lobos) bilden die Provinz Las Palmas de Gran Canaria. Bezüglich der Temperaturen, Niederschläge und der Vegetation ist hier der klimatische Einfluss Afrikas mit trockener und heißer Luft vorherrschend.
Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro bilden die Provinz Santa Cruz de Tenerife. Der atlantische Einfluss sorgt für ein ausgeglicheneres und feuchteres Klima und somit für eine reichere Vegetation als auf den östlichen Inseln.
Möglicherweise haben die Ägypter schon um 1250 v.Chr. bei Fahrten um Afrika die Kanarischen Inseln entdeckt. Die ältesten Überlieferungen haben wir, durch Plinius ins Griechische übersetzt, von den Karthagern. Hanno, Seefahrer und König von Karthago, befuhr in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr. die Westküste Afrikas zur Erschließung neuer Handelsplätze bis zum heutigen Sierra Leone. Ihm waren also die Kanarischen Inseln bekannt, in der Zeit vor Aristoteles und nach Herodot. Und das, obwohl allgemein für die Anrainer des Mittelmeeres die Welt bei den Säulen des Herakles (der Straße von Gibraltar) die bekannte Welt ihr Ende hatte.
Die Säulen des Herakles (oder Herkules bei den Lateinern) waren im Altertum die beiden Vorgebirge an der Meerenge von Gibraltar: im Norden Calpe, der heutige „Affenfelsen“ im britischen Gibraltar, und im Süden, in Mauretanien, dem heutigen Marokko, Abila (Abyle), das heute spanische Ceuta. Da man im Mittelmeer so gut wie keine Gezeitenströmungen kennt, war für die Seeleute in alten Zeiten die Passage der Straße von Gibraltar mit ihrer Strömung eine besondere Gefahr, die es zu meiden galt. Weiterhin wirken die sich von beiden Seiten heranschiebenden hohen Gebirge für den Wind wie eine Düse. Die engste Stelle der Straße hat nur eine Breite von 8 Seemeilen. Liegt über dem Mittelmeer ein Hoch und über dem Atlantik ein Tief, so herrschen bei Tarifa 8-9 Windstärken, während bei Melilla nur leichter Wind vorzufinden ist. Die von diesem Wind aufgeworfene Dünung ist im Atlantik noch westlich von 12° Länge anzutreffen. Für die arabischen Geographen war der Atlantik das „Meer der Finsternisse“, denn gegen solches Wetter kann man nur sehr schwer ansegeln.
Die portugiesischen Könige hatten gehört, dass schon um das Jahr 340 in Abessinien (dem heutigen Äthiopien) die christliche (koptische) Religion eingeführt worden war. Dort glaubte man das Fabelreich des „Priesterkönigs Johannes“ zu finden. Der Zugang dahin war aber durch den Herrschaftsbereich des Islam versperrt. Um nun diese christliche Macht im Rücken des Islam für sich zu gewinnen, musste man um die Wüste herum zu Schiff mit Abessinien die Verbindung aufnehmen, also längs der Küste Afrikas zunächst immer weiter nach Süden fahren.
Im Jahre 1291 brechen zwei Galeeren mit Kaufleuten aus Genua in Lissabon auf, um an der Westküste Afrikas Handel zu treiben, fast 200 Jahre vor der Eröffnung des Atlantikhandels durch Christoph Kolumbus. Ab 1361 werden die Kanarischen Inseln - damals die Insulae Fortunatae - von den Portugiesen angesteuert, aber nicht dauernd besiedelt wie zuvor die Azoren und Madeira und 1445 die Inseln vor dem Kap Verde. Alle bisher genannten Unternehmungen waren auch getragen von der Idee, Afrika zu umrunden und die asiatischen Märkte zu erreichen. Aus all dem erhellt, dass mindestens seit dem Altertum die Kanaren immer wieder von den jeweils wichtigen Nationen aufgesucht wurden.
Der arabische Geograph Ibn Khaldun (1332-1406) erhebt die Klage, dass die Schiffe der Franken die Kanarischen Inseln überfallen und die geraubten Menschen als Sklaven hinwegführen.
Zwei Kaufleute aus Barcelona, welche Handel mit der Insel Canaria trieben, schilderten dem Papst Urban V. 1369 den verwahrlosten Zustand der Guanchen, welche Sonne und Mond anbeteten. Folglich wurden fünf Franziskaner mit Missionsauftrag dorthin geschickt, zunächst freundlich aufgenommen, später aber mitsamt ihrer Begleitung ermordet.
Um den Besitz der Kanarischen Inseln stritten sich im 15. Jahrhundert die Königreiche Kastilien und Portugal. 1455 hatte der Papst Nikolaus V. in der Bulle Romanus Pontifex Alfonso V. und Heinrich dem Seefahrer die ausschliessliche Herrschaft über Afrika und die angrenzenden Meere zugesichert. Gran Canaria, La Palma und Teneriffa wurden zwischen 1478 und 1496 im Auftrag von Isabella I. (die Katholische), Königin von Kastilien und ihrem Gatten Ferdinand V., König von Aragonien, unterworfen. 1479 hatte Portugal im Vertrag von Alcáçovas auf die Kanarischen Inseln verzichtet. In den darauffolgenden Jahren wurden auch die übrigen Kanarischen Inseln von den Spaniern unterworfen und besiedelt, seither gehört die Inselgruppe politisch zu Spanien.
Eine Neuformulierung dieser Teilung erfolgte 1494 im Vertrag von Tordesillas, da sich in Portugal Widerstand gegen die von dem aus Spanien stammenden Papst Alexander VI. durchgesetzte Regelung regte. Die Grenze zwischen den von Spanien und Portugal beanspruchten neu eroberten Hälften der Welt verlief nun über einen Meridian durch Brasilien, etwa von der Südspitze Grönlands zum Südpol. Die politische Zugehörigkeit der Kanarischen Inseln zu Spanien änderte sich dadurch nicht.
Während sich die Portugiesen offensichtlich in relativ friedlicher Koexistenz mit der angestammten Bevölkerung einzurichten wussten, gingen die Spanier bei der Eroberung mit Waffengewalt und List vor, Kirchenmänner taten ein Übriges. Die Spuren aus vorspanischer Zeit sind auf La Palma nicht allzu üppig, im Nordosten der Insel bei Barlovento und San Andres zeugen jedoch auch heute noch einige Namen von Örtlichkeiten und Gebäuden von der damaligen Anwesenheit der Portugiesen. Julius von Minutoli, der 1854 die Kanaren bereiste, schreibt: „Auf der Insel Palma erkennt man augenblicklich die Abkömmlinge der dortigen portugiesischen Ansiedler, an der Hautfarbe, an ihrer Haltung, Tracht und fröhlichem Wesen, mit dem sie auftreten.“ Heute, mehr als 160 Jahre später, lässt sich solche Zuordnung nicht mehr so leicht treffen, insbesondere durch die heutzutage hier wie überall übliche ‚modische‘, sprich uniforme Kleidung.
Mit den Prärogativen der Schönheit und der Glückseligkeit
hat es eine ganz verschiedene Bewandnis.
Um die Vorteile der Schönheit in der Welt zu genießen,
müssen andere Leute glauben, daß man schön sei;
bei der Glückseligkeit aber ist das garnicht nötig;
es ist vollkommen hinreichend, daß man es selbst glaubt.
Georg Christoph Lichtenberg