Was Puntagorda so besonders macht

Puntagorda
Puntagorda

Im Nordwesten von La Palma liegt Puntagorda, eine der kleinen Gemeinden der Insel, mit etwa 2.000 Einwohnern. Im Januar und Februar, zum Ende des kanarischen Winters, überzieht ein Teppich von blühenden Mandelbäumen die Landschaft. Mit dem Mandelblütenfest wird dieses jährlich wiederkehrende Ereignis gebührend gefeiert.

Seinen Namen hat Puntagorda, weil vom Meer aus betrachtet die Steilküste hier ihre größte Höhe mit bis zu 345 Metern auf der Insel erreicht. Punta bedeutet Kap, Spitze, Gipfel, jedwedes Extrem, Ende; gorda entspricht dick, fett, stämmig, robust. Puntagorda ist somit das dicke Ende von La Palma, oder so.

Im Jahre 1860 gab es in Puntagorda 474 Haushalte in 60 Gebäuden mit 1081 Einwohnern. Von denen konnten 21 lesen, 41 lesen und schreiben, folglich waren 94% Analphabeten. 58 Personen hatten Grundbesitz, 14 waren Pächter. Entsprechend groß war die Abhängigkeit von den Großgrundbesitzern. Man zählte 118 Tagelöhner, 70 Bedienstete beiderlei Geschlechts, 18 Umnachtete sowie 23 Blinde und Behinderte. Jeder 154. Einwohner emigrierte nach Amerika, und das Durchschnittsalter war 24 1/2 Jahre. 28 Jungs, und nur Jungs besuchten die Schule.

In 1859 wurden 153 Rinder, 2 Pferde, 104 Schafe, 207 Ziegen und 94 Schweine gezählt. In den Allmenden Fayal und Juanianes durfte Unterholz für Brennstoff gesammelt werden, ebenso in den Bergen; dort hatte es jedoch gebrannt und der Zustand war entsprechend. Es stand ausschließlich Regenwasser zum Füllen von Tanks bzw. Zisternen zur Verfügung, eine Wasserversorgung für die Bürger gab es nicht. Die heute als Quellen bezeichneten Wasserlöcher (entlang des Camino de las Fuentes) waren auch damals schon im Sommer trockene Pfützen. 1863 zählte man 4 Männer mit Elefantiasis, wohl Auswirkung der hygienischen Verhältnisse zu dieser Zeit.

Man könnte jetzt schnell urteilen und von Rückständigkeit reden, darf dabei aber nicht die Situation in Mitteleuropa zu dieser Zeit aus den Augen verlieren. Der geneigte Leser möge sich selbst ein Bild machen. Entscheidend ist, dass sich die Verhältnisse in den abgelegenen Teilen von La Palma erst allmählich seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts besserten. Die über Jahrhunderte dauernde Lebensart prägte ein ganz eigenes Gefühl von Notwendigkeiten, Abhängigkeit von Wetter und Jahreszeit, Familie und Nachbarschaft, und der Zeit. Der mitteleuropäische, insbesondere der deutsche Zeitbegriff ist grundlegend verschieden von dem der Palmeros. Zugereiste sollten sich dessen stets bewusst sein.

Die Bauern vergangener Jahrhunderte kultivierten Mandelsorten mit kleinen, süßen und ölreichen Früchten. Diese sind unerlässlich für die traditionellen Backwaren der Gegend, zum Beispiel die Mandelplätzchen. Auch für einen süßen Akzent bei Fleisch- und Fischgerichten werden sie gerne verwendet. Und nicht zu vergessen das Mandelmus: ein köstlicher Brotaufstrich, oder auch als Zusatz für Süßspeisen. Hergestellt in Puntagorda aus den hiesigen Mandeln, ganz ohne Konservierungsmittel, etwas Besonderes und auch besonders gesundes.

Puntagorda ist das beliebteste Urlaubsziel im Nordwesten von La Palma für Menschen, die Ruhe und Natur suchen. Grund sind das ausgeglichene Klima und die vielen Sonnentage, ebenso wie die Abwesenheit von Massentourismus.

 Puntagorda.
Puntagorda.
 Mandelblüten.
Mandelblüten.
 Mandelblüte in Puntagorda.
Mandelblüte in Puntagorda.
 Mehr Mandelblüten.
Mehr Mandelblüten.
 Steine, El Palito, Puntagorda.
Steine, El Palito, Puntagorda.
 Salzerosion.
Salzerosion.

Anstrengung ist das Zugemüse zum Glück.

Xenophon