Landwirtschaft in Puntagorda

Aufgrund der enormen Höhenunterschiede auf engstem Raum findet man die verschiedenen Klimazonen mit den jeweils typischen Pflanzen nah beieinander. Der fruchtbare Boden und das milde Klima erlauben eine intensive Landwirtschaft, die kleinen Ackerflächen jedoch keinen Einsatz von großen Maschinen. Viele ehemals bewirtschaftete Flächen sind heute ungenutzt, obwohl die Landwirtschaft der Haupterwerbszweig auf La Palma ist. Angebaut werden Bananen, Avocados, Orangen, Feigen, Kartoffeln, Gemüse, und jede Menge Wein. Und natürlich Mandel- und Obstbäume. Schweine, Rinder und Ziegen sind Fleischlieferanten, aber es gibt keine Großbetriebe.

Bis weit über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hinaus war die Infrastruktur in diesem Teil von La Palma miserabel, ebenso wie die Wasserversorgung. Die Niederschläge und ihr Ausbleiben bestimmten den Erfolg und Misserfolg der Ernten, denn eine Bewässerung der Felder war unmöglich. Aufgrund dieser Umstände wurden Weinreben und Mandelbäume in großer Zahl gepflanzt, denn lange Trockenperioden können sie gut überstehen. Durch die geschickte Ausnutzung der Regenperioden wurden Feldfrüchte im Winter und Frühjahr angebaut. Das milde und frostfreie Klima macht dies möglich.

Ebenfalls resistent gegen lange Trockenperioden sind die Opuntien. Man findet sie stets in der Nähe der alten, heute meist verlassenen Höfe. Auf den „Ohren“ hat man früher die Cochenille- Läuse gezüchtet, Reste findet man vielerorts noch heute. Die Weiblichen Läuse enthalten den intensiv roten Farbstoff Karmin. Die Früchte dieser Kakteen, von den Spaniern tunos genannt, sind süß, wohlschmeckend, gesund und stachelig. Sie werden reif, wenn alles Andere vertrocknet, am Ende des Sommers.

Obwohl große Flächen in den höheren Lagen bewaldet sind, gibt es keine forstwirtschaftliche Holznutzung. Die hauptsächlich hier wachsende kanarische Kiefer ist hervorragend an die klimatischen Besonderheiten La Palmas angepasst, wächst jedoch eher langsam. Erst nach vielen Jahrzehnten bildet sich im Inneren der Stämme ein harzreicher Kern, das Tea- Holz (Kien), und erst Stämme von deutlich mehr als einem Meter Durchmesser haben soviel davon gebildet, dass man daraus Balken und Bretter schneiden könnte. Aber gerade diese Bäume dürfen nicht gefällt werden, sie stehen unter Naturschutz. Die äußere Schicht des Stammes toter Bäume wird innerhalb kurzer Zeit von Schadinsekten zerfressen und ist daher wertlos. Das Tea- Holz wird zu astronomischen Preisen gehandelt, weil es rar ist und ohne weiteren Schutz Jahrhunderte überdauert.

 La Traviesa, Weinberge und Kiefernwald in Puntagorda. Blick vom Tricias.
La Traviesa, Weinberge und Kiefernwald in Puntagorda. Blick vom Tricias.
 Blühende Mandelbäume.
Blühende Mandelbäume.
 Bananenplantage.
Bananenplantage..
 Ziegen auf der Weide.
Ziegen auf der Weide.

Freiheit bedeutet,
sich seine Bürde aussuchen zu können.

Hephzibah Menuhin

 
Opuntie.
Blühende Opuntie.
Die Cochenílle (sprich Koschenílle) ist eine Schildlaus und lebt auf der Opuntie Cactus coccinellifer, die für die Zucht der Läuse eigens gepflanzt wurde, und zwar in allen heißen Ländern, besonders in Mexico. Ein Hektar Land, mit Kaktus bepflanzt, kann 400 kg Farbstoff liefern, jeweils 140.000 getrocknete Tierchen ergeben 1 kg Handelsware. Die eingesammelten Tiere wurden gedörrt und gereinigt. Die so erzeugte Ware enthielt 45 bis 50 % Karmin, das für die Färberei und zur Herstellung von roter Tinte benötigt wurde. Man färbte damit Scharlachrot, Carmoisin, Purpur, Zimtbraun, Violett und Gelb – und alle Stoffe, Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide.
Die gewerbliche Zucht der Cochinille brach nach der Erfindung der Anilin-Farben fast vollständig zusammen. In der Getränke- und Kosmetikindustrie wird der Farbstoff noch heute verwendet.