La Palma ist Teil von Makaronesien. Die Bezeichnung Makaronesien wurde im vorletzten Jahrhundert von dem Botaniker Philiphe Baker Webb geprägt. Die griechischen Vokabeln Makaro: „glücklich“ und nesias: „Inseln“ wurden zum Synonym Inseln der Glückseligkeit. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Makronesien jedoch häufiger verwendet. Gemeint sind die folgenden Inselgruppen im Atlantischen Ozean: die Azoren, Madeira, die Kanaren sowie die Kapverden. Eines haben all diese Inseln gemeinsam: sie wurden von den Eiszeiten verschont. So konnte hier eine Vielzahl von Pflanzen überleben, die auf dem europäischen Festland längst ausgestorben sind. Die isolierte Lage im Atlantik und die fruchtbare Vulkanerde in ausgeglichenem Klima haben eine einmalige Pflanzenvielfalt erhalten. Der das Gebiet zeigende Kartenausschnitt eines französischen Kartenwerks von 1695 zeigt das so bezeichnete Gebiet mit den betreffenden Inseln. Das Besondere an ihr ist der durch die Insel El Hierro führende Nullmeridian.
Man hat in Makaronesien 575 endemische - also nur hier vorkommende - Pflanzenarten gefunden, 514 auf den Kanaren. Zum Vergleich: die Britischen Inseln sind 34 mal so groß wie die Kanarischen Inseln und kennen 16 endemische Pflanzenarten.
Der Drachenbaum (Dracaena draco) ist der mit Abstand auffälligste dieser Pflanzengruppe. Als ein Relikt aus der Zeit der Dinosaurier sprengt er herkömmliche Betrachtungsweisen, er ist ein Liliengewächs. Der Stamm verzweigt sich jeweils nach der Blüte, welche in Abständen von etwa fünfzehn oder mehr Jahren erfolgt. Der Drachenbaum wächst unter optimalen Bedingungen pro Dekade einen Meter und kann mehr als zwölf Meter Höhe erreichen.
Andere nur hier wachsende Pflanzen wie die Kanarenglockenblume, muss man schon suchen. Baumheide (Erica arborea) und Lorbeer (Laurus canariensis), viele Euphorbien, Tajinaste (Echium), Kanarische Kiefer (Pinus canariensis) und Phönixpalme (Phoenix canariensis) wird man mit Leichtigkeit finden. Der aufmerksame Wanderer hat hier genug zu entdecken.
Die Pflanzengemeinschaften der Küstenregion sind vielerorts geprägt von Wolfsmilchgewächsen. Sie sind an die langen, warmen und trockenen Sommerperioden angepasst. Weit verbreitet sind im Nordwesten der Insel verschiedene Spezies der Euphorbie. Sehenswert sind die Pflanzen auf dem Weg hinunter zum Hafen von Garafia. Das Blattwerk vertrocknet im Sommer und lässt viele Pflanzen wie abgestorben erscheinen. Die Blüten sind durchweg unscheinbar. Vorsicht, der austretende weiße Saft, die Wolfsmilch, ist meist hochgiftig und verätzt die Haut bei Berührung. Niemals die Augen reiben, nachdem man die Pflanze angefasst hat.
Eine der vielen schönen Raritäten ist das Palmerische Stiefmütterchen (Viola palmensis), die Spanier nennen es Pensamiento de la Cumbre. Man findet es am östlichen und nördlichen Kamm der Caldera zum Ende des Frühlings. Zur gleichen Zeit blühen hier verschiedene Arten Ginster, und die Hänge sind in ein intensives Gelb getaucht. Der Duft von abermillionen Blüten liegt dann wie schweres Parfüm in der Luft.
Den unterschiedlichen Arten der Gattung Echium, zu deutsch Natternkopf, spanisch Tajinaste, begegnet man auf La Palma in allen Höhenlagen, von Meereshöhe bis hoch in die Berge. Die eindrucksvollste Pflanze dieser Gruppe ist die Echium wildpretii, von den Spaniern Tajinaste rojo genannt, zu finden rund um den Rand der Caldera zwischen 1.600 und 2.000 Höhenmetern. Die Zeit der Blüte ist Mai / Juni. Ihr Blütenstand wird bis zu 3 Meter hoch. Die Tajinaste gigante (E. pininana) wächst im Lorbeerwald, ihr Blütenstand erreicht bis zu vier Meter Höhe.
Blumen sind Liebesgedanken der Natur.
Bettina von Arnim